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Jüdisches Badewesen in Wiesbaden
Die Studie stellt auf Basis ausführlicher Archivrecherchen die Spezifika des jüdischen Kur- und Badewesens in Wiesbaden und die gesellschaftlichen Bedingungen seiner Entwicklung in den Fokus. Beginnend mit den ersten von Juden geführten Badehäusern unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg bis hin zu seinem Ende kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wird das "jüdische Kur- und Badewesen" in seinen Facetten dargestellt. Die dabei gewonnenen Ergebnisse wurden mit den regionalen Konkurrenten Bad Ems, Bad Schwalbach und Schlangenbad verglichen.
Eines der überraschenden Ergebnisse war, dass es in Wiesbaden keinen "Judenbann" gab, der jüdische Gäste verpflichtete, in bestimmten Häusern abzusteigen oder jüdisch geführte Häuser zwang, ausschließlich Juden aufzunehmen. Vermutlich infolge dessen gab es über den Untersuchungszeitraum hinweg betrachtet mehr als 40 jüdisch geführte Häuser in der Stadt.
Ehemals Wamboltsches Hofgut, Klein-Rohrheim
Der Dreißigjährige Krieg brachte große Not und Zerstörung auch nach Klein-Rohrheim im Süden Hessens. 1649 lag das Wamboltsche Hofgut, das aus zwei Wohnhäusern mit Wirtschaftsgebäuden und landwirtschaftlicher Fläche bestand, in Trümmern. Um 1664 gelangte es in die Hände der Familie von Wambolt zu Umstadt, die die Gebäude wieder aufbaute, Flächen arrondierte und den Betrieb wirtschaftlich konsolidierte. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts bestand das Hofgut aus zwei landwirtschaftlichen Hofreiten, eine in der heutigen Claus-Kroenke Straße 7, die andere am südlichen Rand der Straße Am Stachelacker.
1842 brannten der nördliche Hof ( Claus-Kroenke Straße 7) zum großen Teil ab. Zunächst wurden nur das Wohnhaus mit dem angrenzenden Stall als Kniestockhaus wieder aufgebaut. 1847 erfolgte der Wiederaufbau des großen Stallgebäudes, das 1914/1920 abermals komplett erneuert wurde. Auch der übrige, heute noch existierende Gebäudebestand stammt aus der zweiten Hälfte des 19. und dem frühen 20. Jhd. Die Trockenscheune auf der westlichen Straßenseite wurde 1937 errichtet.
Mönchhofkapelle Raunheim
Wenig nordöstlich von Raunheim steht die 1687 konsekrierte Mönchhofkapelle am Rande eines von einer Mauer eingehegten Friedhofs. Seit 1960 auf Industriegelände gelegen und somit der Öffentlichkeit entzogen, fanden dort weder Gottesdienste noch Bestattungen statt. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der Friedhof heute ein überregionales Kleinod ist: Dort finden sich Grabsteine der Zeit von 1688 bis 1960 und zeigen einen Querschnitt durch die Sepulkralkultur von fast drei Jahrhunderten.
Aufgabe von AHB war es, die Geschichte der Kapelle und des Friedhofes zu recherchieren. Im Rahmen der Untersuchung konnten nicht nur das bislang unbekannte konkrete Baujahr und der beauftragte Architekt, sondern auch Details der Baugeschichte ermittelt werden, die halfen, Sanierungen historisch fundiert durchzuführen.
Genisa-Fund in Delkenheim
Bei Aufräumarbeiten wurden unter der Dachverschalung eines alten Hauses in Wiesbaden-Delkenheim ein Palmzweig (Lulav) und Dokumente gefunden. Unter den Schriftstücken befanden sich ein Schutzbrief, der Kaufvertrag für das Haus, ein Heiratsvertrag sowie Unterlagen, die die Händlertätigkeit des jüdischen Hausbesitzers in der Zeit zwischen 1802 und 1832 belegen. Aufgabe von AHB war es, diese persönliche Genisa zu sichten und in den historischen Kontext der jüdischen Einwohner Delkenheims im frühen 19. Jahrhundert zu setzen, aber auch die Bau- und Nutzungsgeschichte des Hauses nachzuzeichnen.